Das 20. Jahrhundert war archäologisch, nicht historisch, die Archäologie ist eine geheime Leitwissenschaft des vergangenen Jahrhunderts. Ein flüchtiger Blick auf seine innovativsten Projekte in Philosophie und Psychologie, Epistemologie und Medientheorie, Ästhetik und Kunst legt die Diagnose nahe, dass im 20. Jahrhundert ein fundamentaler Wechsel von historischen zu archäologischen Modellen stattgefunden hat. Prominente Autoren von Kant bis Kittler und von Freud bis Foucault experimentierten mit einem aggressiven Denken der Zeitlichkeit und entwickelten quer liegende Begriffe der Materialität des Wissens von Archiv bis Zerstörung.
Eingerahmt von zwei funkelnden Essays über Alain Resnais’ Filme der 1950er Jahre entfaltet der zweite Band der »Wilden Archäologien« komplementär zum ersten »Begriffe der Materialität der Zeit« als Grundlagen einer Epistemologie der materiellen Kultur. Während der erste Band die archäologischen Projekte außerhalb der klassischen Archäologie diskursgeschichtlich rekonstruierte, werden deren zentrale Begriffe im zweiten zu einem materiellen Denken der Zeitlichkeit verdichtet. Weil die digitale Epoche sich nicht historisch in der Zeit entwickelt, sondern umgekehrt mit ihr rechnet, wird eine Medientheorie ohne Subjekt entwickelt, die eher in der Materialität der Zeit als in immateriellen Geschichten operiert.
Buch leinengebunden (mit Stanzung)
April 2016
568 Seiten
15 x 23 cm
ISBN 978-3-86599-157-7 9783865991577
Buch
34,80 €
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