Stadien sind die archaischen Kultbauten des 21. Jahrhunderts. Sie verhandeln und inszenieren das alte Thema Architektur und Gemeinschaft neu: Als visuelle Technologien machen sie bestimmte Dinge sichtbar, während sie andere verbergen. Diese Medien der Versammlung und Übertragung von Ereignissen empfangen Öffentlichkeiten nicht passiv. Stadien sind aktive Gestalter einer enthusiasmierten Masse, deren Form und Zustand sie mit beeinflussen. Was in ihnen sichtbar wird, ist nicht nur das Ereignis, aus dessen Anlass man sich versammelt hat, sondern die sich versammelnde »Masse als Ring« (Elias Canetti).
Der Band stellt einen Dialog aus künstlerischen und philosophischen Raumforschungen dar: Er katalogisiert verschiedene Stadionbauten, Modelle und Zeichnungen des Berliner Künstlers Kai Schiemenz von 2004–2007. Daneben publiziert Schiemenz in diesem Band ein Stadionarchiv, das experimentell einer Morphologie dieser ebenso theatralen wie performativen Raumordnung auf der Spur ist.
Diese künstlerischen Raumforschungen werden von verschiedenen philosophischen Beiträgen von Elias Canetti sowie Peter Sloterdijk flankiert, die von Knut Ebeling herausgegeben und durch einen eigenen Essay ergänzt werden. Sie erforschen das Medium der »Kollektoren« (Sloterdijk) als positive Bedingung von Öffentlichkeit. An diesem Verteiler setzt auch Ebelings »Archäologie der Öffentlichkeit« an. Sie untersucht weniger Öffentlichkeitsdiskurse als konkrete architektonische Kulturtechniken vom griechischen Stadion bis hin zur Adidas-Arena vor dem Reichstag bei der Fußballweltmeisterschaft 2006.
StadienEine künstlerisch-wissenschaftliche Raumforschung
Mit Texten von Peter Sloterdijk und Elias Canetti.