Gegen Ende des 19. Jahrhunderts avanciert Goethe zunehmend zum wichtigsten Autor der deutschen Literatur. Er wird zum privilegierten Gegenstand kultureller Identifikation, gewinnt eine paradigmatische Funktion für die sich formierenden Geisteswissenschaften und wird als Gründungsfigur oder Beglaubigungsinstanz ganzer Disziplinen vereinnahmt. An Goethe lassen sich morphologische Methoden anknüpfen; auf Goethe werden die zentralen Konzepte des ›Lebens‹, der ›Form‹ und des ›Organischen‹ zurückgeführt; die Leben und Werk vereinende ›Gestalt‹ Goethes wird zum zentralen Topos der Geistesgeschichte. Der Band untersucht die diskurspolitische und epistemologische Bedeutung Goethes im Werk so prominenter Figuren wie Dilthey, Simmel, Spengler, Gundolf, Kommerell, Lukács und Thomas Mann.
Goethe um 1900
Mit Beiträgen von Nicolas Berg, Ulisse Dogà, Dorothee Gelhard, Eva Geulen, Claude Haas, Alexander Honold, Harun Maye, Jürgen Oelkers, Alexander Schwieren, Johannes Steizinger, Daniel Weidner und Stefan Willer.