Historische Tatsachen und Naturgesetze mögen gegeben sein, aber zum Verständnis derselben sowie der Umsetzung in konkrete Handlungen bedarf es der Vermittlung, die dieses Wissen in menschliche Lebenswirklichkeiten übersetzt, überträgt und übermittelt. Erst dadurch kann es relevant werden. Erst in der Überschreitung der Grenze vom Gegebenen hin zum Verstehbaren entsteht menschliches Wissen. Ein solches Wissen ist immer historisch wandelbar und kann kulturell verschieden aussehen, denn es ist immer jeweils gegenwärtig gedeutetes und deutendes Wissen. Bei dieser Vermittlung kommt der Literatur eine besondere Bedeutung zu, da sie dieses Wissens nicht nur als Repertoire bedarf, sondern es immer auch veranschaulicht und damit wahrnehmbar macht. Eben dadurch wird Literatur zu einem unerschöpflichen Reservoir menschlichen Wissens.
Die Beiträge des Bandes gehen der variationsreichen Beziehung von Literatur und Wissen in der deutschen, polnischen, russischen und tschechischen Literaturgeschichte nach, gerade auch um den transnationalen und transdisziplinären Charakter dieser Relation hervorzuheben, die im Zentrum einer mehrjährigen Kooperation zwischen dem Slavischen Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik und dem »Forum für deutsche Gegenwartsliteratur und Deutschlandstudien« an der Universität Göteborg stand.