Das Geheimnis von Shakespeares Hamlet hat viele Aspekte. Seit der Romantik ist es grundlose Melancholie, die den Helden politisch unfähig macht; die subjektive Seite der Tragödie bringt die politische Konstellation zum Verschwinden. Was beide Seiten verbindet, die subjektive Misere im Vordergrund und die objektive Sphäre im Hintergrund, ist die doppelte Rolle des verlorenen Vaters und ermordeten Königs. Wie, wenn das Geheimnis, dessen Hamlet gewahr würde, darin bestünde, dass der Vater nicht der Vater, sondern der Onkel, der Sohn nicht Sohn des ermordeten Königs, sondern der Mörder und Usurpator wäre? Sein oder Nichtsein wäre die Frage eines, der heimkehrte das Fürchten zu lernen: den am heimischen Herd die Einsicht von Nietzsches Silen erwartete, besser nicht geboren zu sein. Der Rest, über den der überlebende Horatio den Mantel des Schweigens breitete, wäre statt der Rache des Vaters der Vatermord und der Verzicht auf dynastische Sukzession.
HamletHypothek der Macht
»Anselm Haverkamp bietet in ›Hamlet, Hypothek der Macht‹ einen erfrischend schwierigen, theoretisch raffinierten Zugang zu Shakespeares Tragödie. Tatsächlich handelt es sich im Kern um eine Reihe an Nietzsche orientierter Vorschläge von atemberaubend grausamer Einfachheit. Das Aufregende an dieser wichtigen Studie liegt darin, wie sie die Kühnheit dieser ersten Voraussetzungen zu höchster Komplexität entfaltet.« Stephen Greenblatt, Havard University
»Mindestens so gewichtig wie Herold Blooms ›Erfindung des Menschlichen‹.« Alexander Menden, Süddeutsche Zeitung