Franziska Thun-Hohenstein

Gebrochene LinienAutobiographisches Schreiben und Lagerzivilisation


Die Suche nach einem Sinnzusammenhang des eigenen Lebens über alle Biographie- und Epochenbrüche hinweg gehört zu den existentiellen Grundbedürfnissen des Menschen, die sich selbst durch Repressionen nicht unterdrücken lassen. Wer in der Sowjetunion geblieben war, Revolution, Kriege, Terror, GULAG oder Verbannung überlebt hatte, lebte in einer Gesellschaft, in der das Sprechen über die Gewaltpraktiken, auf denen die Sowjetordnung beruhte, jahrzehntelang tabuisiert blieb. Kehrseite des auferlegten Schweigens und eines der Hauptinstrumente, um den Menschen zu disziplinieren, war der permanente Zwang zu ritualisierten Selbstaussagen. Gegenstand der Studien sind ausschließlich Erinnerungstexte (u.a. von Evgenija Ginzburg und Andrej Sinjavskij), die in der Sowjetunion verfaßt wurden. Untersucht werden die Beziehungen zwischen den Kulturpraktiken der Subjektformierung, dem normierten sowjetischen Biographiemuster und alternativen ästhetischen Verfahren autobiographischen Schreibens. Ein Ziel der Textanalysen besteht darin, eine stärkere Situierung der russischen Autobiographik in der europäischen Debatten über Gedächtnis, Zeugenschaft und die narrativen Möglichkeiten von Selbstthematisierung nach „Auschwitz“ bzw. nach dem GULAG zu befördern.

Buch Taschenbuch, broschiert (farbigen Abbildungen)

LiteraturForschung

Januar 2007

23 Abbildungen

15 x 23 cm

ISBN 978-3-86599-035-8

Buch
24,90 € inkl. MwSt.zzgl. Versandkosten

Franziska Thun-Hohenstein

Franziska Thun-Hohenstein, wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZfL; Forschungen zu russischer Literatur- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, literarischem Schreiben nach dem GULAG sowie zur kulturellen Semantik des Schwarzmeerraumes; Edition der Werke von Warlam Schalamow.

schließen

Diese Website verwendet Cookies, um bestmöglichen Service zu bieten.
Nähere Informationen finden Sie auf den Seiten Datenschutz und Impressum.