Sabine Biebl

Betriebsgeräusch NormalitätAngestelltendiskurs und Gesellschaft um 1930

Die Angestellten waren der neue Sozialtypus der Weimarer Republik, denn sie entstanden im Schnittpunkt der gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Veränderungen, die die Zwischenkriegszeit bestimmten. So wurden sie als Repräsentanten der neuen Zeit und ihrer spezifischen ›Spielorte‹, der Großstadt, der Großbetriebe und der neuen Freizeit-Öffentlichkeit, wahrgenommen, zugleich aber wurde um ihre Verortung im sozialen Gefüge gerungen. Denn nicht nur brachte der Versuch ihrer Integration die gängigen Beschreibungskategorien der Soziologie ins Wanken, dieser Sozialtypus wurde auch zur Projektionsfläche kollektiver Ängste und Wünsche, die auf den Zeitenumbruch reagierten. Der Angestelltendiskurs, der sich um die Jahrhundertwende auszuformen begann und ab der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre die ganze Breite des öffentlichen Interesses erreichte, kann somit als Reflexionsfeld verstanden werden, auf dem mit neuen Zugriffsweisen und Denkmodellen für eine sich verändernde Wirklichkeit experimentiert wurde. Diesen Diskurs, seine Muster und Strategien untersucht die Autorin in Soziologie, Feuilleton, Literatur und Film der Zwanziger- und frühen Dreißigerjahre. In den Detailanalysen von Texten Emil Lederers, Theodor Geigers, Hans Speiers, Siegfried Kracauers und Martin Kessels sowie Überblicksdarstellungen zur kulturindustriellen Produktion erweist sich der Angestelltendiskurs letztlich als verdrängter Diskurs der bürgerlichen Gesellschaft der Weimarer Republik.

Buch Taschenbuch, broschiert

Kaleidogramme, Band 97

Dezember 2013

302 Seiten

5 Abbildungen

15 x 23 cm

ISBN 978-3-86599-189-8

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Sabine Biebl

Dr. Sabine Biebl arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche Philologie der LMU München. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Literatur des 19. Jh. sowie der Literatur und Kultur der Weimarer Republik.

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