In den Spätschriften Hugo Balls wird deutlich, dass seine Rückwendung zu den frühchristlichen Seelenkennern nicht bloß eine konservative Geste ist. Auch wenn er in seinen Briefen schreibt, dass Deutschland »in seinen höchsten Interessen konvertieren«, ja, dass ganz Deutschland wieder katholisch werden müsse, fordert Hugo Ball nicht einfach einen dogmatischen Katholizismus oder eine Restauration vorreformatorischer Zustände, sondern er verlangt als einer der ersten die Verbindung von Psychoanalyse, Religionspsychologie und der neuen Ethnologie mit der dogmatischen Tradition.
Das wachsende Interesse an seelischen Tiefenschichten des menschlichen Seins zeigt ihm, dass Messen, Wägen und Vergleichen materieller Zusammenhänge nicht mehr genügen, um der Krise der Gegenwart gerecht zu werden. Um die Katastrophe der Gegenwart zu zeichnen, orientiert sich Ball am Künstler, der wie ein feiner Seismograph auf die feinsten Störungen in der Gesellschaft reagiert, obwohl und gerade weil er immer mehr den Zusammenhang mit ihr verliert und sich immer mehr in die Anonymität zurückziehen muss.
Anarchie und MystikHugo Balls theologisch-politische Kritik an der bürgerlichen Moderne
»Es gibt eine gnostische Sekte, deren Adepten vom Bilde der Kindheit Jesu derart benommen waren, dass sie sich quäkend in eine Wiege legten und von den Frauen sich säugen und wickeln ließen. Die Dadaisten sind ähnliche Wickelkinder einer neuen Zeit.« Hugo Ball