Goldenes Laub fällt von den Moabiter Bäumen, die Temperaturen werden kälter. Unseren famosen Füchsen wächst allmählich das Winterfell, die ›erotischen‹ Alpakas holen ihre Merinopullis aus dem Schrank und die heroischen Hörnchen haben heute schon vergessen, in welchen Winkeln unserer Bücherregale sie gestern ihre Winter-Snacks versteckt haben. Passiert uns auch oft. Da wir mit dem Herbstbeginn auch ganz bald wieder zur Frankfurter Buchmesse aufbrechen, verraten wir Ihnen in diesem Newsletter schon mal, welche Highlights Sie dort, und generell im Oktober, erwarten:
Vom Auswildern der Gespenster heißt der neue Gesprächsband von Alexander Kluge und Rainer Stollmann. Brauchen wir mehr Geisterwesen in Europa? Hat die Aufklärung zu viele davon umgebracht? Vielleicht ist es besser, dass die Erzählung verrückt klingt, als dass die Wirklichkeit verrücktspielt. Notwendigkeit der Groteske im Zeitalter des Wahns. Unter diesem Leitmotiv sprechen Alexander Kluge und Rainer Stollmann u. a. über die Funktionen des Poetischen, insbesondere des Kommentars oder Hypertextes, neue Formen des Kapitalismus (»Aufmerksamkeitskapitalismus«), die Bedeutung des Irrtums und Freuds »Hörkappe«. Mit KI-generierten Bildern von Alexander Kluge.
Das Buch wird von den beiden Autoren auf der Frankfurter Buchmesse am 18.10. um 12 Uhr auf der Leseinsel der unabhängigen Verlage vorgestellt (Halle 3.1/C105).
Zudem freuen wir uns auf das Erscheinen der langersehnten Biografie zu Wolfgang Menge: In Wer war WM? Auf den Spuren eines Televisionärs: Wolfgang Menges Leben und Werk beschreibt Gundolf S. Freyermuth das spannende Leben des Erfinders von »Ein Herz und eine Seele«. Wolfgang Menges Karriere umspannte zwei Jahrhunderte und vier deutsche Staaten. Seine steile Karriere als Autor gelang Wolfgang Menge nach der Gründung der Bundesrepublik – in fünf Medien. Am 10. April hätte er seinen hundertsten Geburtstag gefeiert. Nils Minkmar von der Süddeutschen Zeitung schrieb im Frühjahr, es sei »ein kulturgeschichtlicher Segen, dass sich der Publizist Gundolf S. Freyermuth die Mühe gemacht hat, all den Spuren nachzugehen«.
Kürzlich ist außerdem der zweite Roman des Potsdamer Literatur- und Kulturwissenschaftlers Ottmar Ette erschienen, in dem es ebenfalls um eine interessante Biografie geht: Mein Name sei Amo. Anton Wilhelm Amo, der erste schwarze Philosoph des deutschsprachigen Raumes in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, ist sicherlich eine der schillerndsten und faszinierendsten Gestalten innerhalb der Geschichte der europäischen Aufklärung. Sein mysteriöser Pudel Zep begleitet ihn von seiner Kindheit und ersten Namensfindung in Afrika über die Verschleppung in die Karibik und nach Europa durch alle Lebensabschnitte eines Versklavten. Er erlebt den akademischen Aufstieg trotz der vielen Fallen des Rassismus sowie die strahlende Zeit seines Amo in Sanssouci, erleidet mit ihm die Lüste wie die Qualen der Liebe, aber folgt ihm auch auf seinen Wegen in ein ihm unbekanntes Afrika, auf der Suche nach einer Weisheit, welche der Philosoph im Europa der Aufklärung nicht finden kann. Ein literarisches Kaleidoskop zwischen historischem Roman und Thriller, zwischen Gelehrtensatire und conte philosophique.
Ein weiterer biografischer Band wird im Oktober erscheinen: Die englische Ausgabe von Leon Weintraubs Buch Die Versöhnung mit dem Bösen, welches 2022 bei Wallstein erschienen ist. In Reconciliation With Evil beschreibt er seine Kindheit in Łódź und sein Weiterleben nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Buch ist in Zusammenarbeit mit der Journalistin Magda Jaros erschienen, es ist eine Geschichte über Versöhnung und eine Mahnung zugleich. Leon Weintraub wurde 1926 geboren und ist als Überlebender des Holocausts einer der wichtigsten Zeitzeugen unserer Zeit.
Sollten Sie auch einen Besuch auf der Frankfurter Buchmesse planen, sind Sie herzlich eingeladen, uns in Halle 3.1 (Platz B 75) zu besuchen. Auch in diesem Jahr werden wir am Messe-Donnerstag wieder gemeinsam mit der Kurt Wolff Stiftung »aus der Reihe tanzen« und laden alle Besucher:innen ab 17 Uhr herzlich zum Plausch und Getränk an unseren Stand ein. Dort wird dann auch noch mal ausgiebig das 10-jährige Jubiläum von Kadmos’ koolen Postkartenkalendern gefeiert!
Ansonsten bleibt uns nur noch, Ihnen einen gemütlichen Oktober zu wünschen. Sollten Sie noch auf der Suche nach etwas Kuscheligem für die kürzer werdenden Tage sein, werfen Sie doch mal einen Blick auf unsere Alpakas, Esel, Hörnchen und Co. – mit 100% Flausch-Faktor!
Herzliche Grüße
Ihr Wolfram Burckhardt
und das Team des Kulturverlags Kadmos