28.07.2023

Lesestoff für die Kadmos-KatzeUnser Newsletter im Juli

Polizeiliche Suchtrupps, Drohnen, Haaranalysen, sich überschlagende Medienberichte – im Süden unseres beschaulichen Berlins überschlugen sich letzte Woche die Ereignisse. Wir sind nach dem ganzen Rummel immer noch ganz aufgeregt, hüten uns beim Rausgehen besonders vor gefährlichen Wildschweinen (ein heißer Tipp ist hier Marie Parakenings’ super illustrierter Tierknigge) – und haben seit Kurzem eine Bürokatze. Leicht desorientiert und gestresst wirkend, klopfte das arme Tier eines Abends mit leisen Pfoten an unsere Tür. Wir bieten ihr nun erstmal einen Platz zum Schlafen und versorgen sie mit guter Lektüre. Vielleicht ist ja auch etwas für Sie dabei?

Selig schnurrend, vertiefte die Katze sich direkt in das ganz bald erscheinende Buch von Anna Hordych und Marie-Luise Goldmann: Unavailable. The Joy of Not Responding. Der bald Sammelband, der bereits als übersetzter Vorabdruck in der Welt erschienen ist, scheint sie besonders zu faszinieren; vielleicht hat sie das spannende Interview gehört, das die beiden Herausgeberinnen kürzlich auf Bayern 2 gegeben haben. Der Band erscheint auf Englisch. Non-responsiveness is commonly associated with negativity, with the pain of being ignored. We want to shift the focus from the threat that disrupted communication entails to the joy that arises from refusing to respond. In today’s information networks, it seems impossible to escape the imperative to connect. Can modes of withdrawal provide a break from 21st century regimes of transparency? Or is unavailability the necessary consequence of an emotional paradigm of independence and optimization?

Nach dem Ende des felinen Medienspektakels empfiehlt sich auch noch mal das neue Buch von Peter Bexte, das sich mit den Paradoxien des Finalen befasst. Weniges ist so anschlussfähig wie ein Schluss. Das nächste Update kommt bestimmt, so lautet ein Grundsatz der Mediengesellschaft. Wie also macht man Schluss? Und wann gilt etwas als ›passé‹? Was wissen Menschen, Tiere, Götter, Sprachen, Algorithmen, Kunstwerke, Kulturen von ihrem Anfang oder ihrem Ende? Das sagt sich nicht so leicht. Die Beiträge dieses Buches handeln von künstlerischen und wissenschaftlichen Formen, sich in ein Verhältnis zu jenem Ende zu setzen, das sich beharrlich der Selbstbeschreibung entzieht.

Sehr fasziniert zeigte sich unsere neue Bürokollegin auch von Künstliche Tiere. Zoologische Gärten und urbane Moderne von Christina Wessely. Um 1900 entstanden in West- und Mitteleuropa mehr als vierzig Zoologische Gärten. Die Gründung dieser Institutionen war nicht zuletzt politisch motiviert, sollte das Volk durch die Beobachtung der Tiere und den Aufenthalt in der freien Natur doch »versittlichen und einsichtsreifer werden«, wie die bürgerlichen Zoogründer verkündeten. Den Häuserschluchten der modernen Metropolen sollten zu diesem Zweck exotische Refugien entgegengestellt werden. Tatsächlich jedoch erwiesen sich diese Trennlinien als äußerst brüchig und durchlässig, kamen in den bürgerlichen Zoos doch vor allem Tiere und Landschaften zur Anschauung, die zumindest ebenso sehr von den Erfahrungs- und Vorstellungswelten ihres städtischen Publikums bestimmt waren wie von den Klischees des Fremden, auf das sie verwiesen.

Etwas nervös wirkt die Katze angesichts des Buches von Maximilian Jablonowski: Imagine Drones. In seiner Kulturanalyse ziviler Drohnen untersucht er diese stark symbolisch aufgeladene Technologie als technikkulturelles Phänomen der Gegenwart, das gleichzeitig als innovative Problemlöserin und -auslöserin imaginiert wurde.

Da unsere fellbesetzte Schmusekatze zwar sehr reinlich ist, aber eben nicht gänzlich »spurlos« durch unser Büro schleicht, sind wir wieder mal verstärkt mit dem Thema Putzen konfrontiert. Damit sind wir offensichtlich nicht allein, denn auch die Philosophin, Putzexpertin und Autorin Nicole C. Karafyllis war, auch aufgrund des Gewinnertitels des Bachmann-Preises, gleich zweimal in den Medien: Im SWR2 lesenswert Magazin war sie zu Gast (»Putzen hat immer ein bisschen was mit Selbsthass und Selbstliebe zu tun,…«), außerdem zitierte Marie-Luise Goldmann sie in ihrem Artikel über Die neue Liebe zum Putzen in der Welt am Sonntag (hier auch online nachzulesen). Höchste Zeit, mal wieder in ihrem glorreichen Buch Putzen als Passion. Ein philosophischer Universalreiniger für klare Verhältnisse zu lesen.

Bevor sich das Tier auf die Weiterreise begibt, geben wir als Reiselektüre noch den dritten Band von Christian Matthiessens Theorieroman OTMA & LUNL mit auf den Weg. Das Buch mit dem Titel Wie wir aus der Zeit fielen. ein theorieroman in the style of the jackson pollock bar wird nächste Woche erscheinen.

Für den Fall also, dass Sie eine grazile Samtpfotige vermissen, melden Sie sich bitte bei uns. Auch sonst freuen wir uns über Austausch, sei es per Mail, Anruf, Instagram (Wer folgt noch nicht? kulturverlag_kadmos, dort finden Sie auch ein Foto der Kadmos-Katze) oder persönlich: Wir sind nämlich an folgenden Terminen mit unseren Produkten unterwegs. Schauen Sie vorbei!

29./30.07. Leipzig Art Days im Werk2
13.08. Viertel Meile Design Markt auf dem Hamburger Spielbudenplatz St. Pauli
19./20.08. Sommerfest auf der Domäne Dahlem
19./20.08. Kunst Insel Sommermarkt in Werder am Markt (Marktplatz) auf der Insel

Herzliche Grüße
Ihr Wolfram Burckhardt
und das Team des Kulturverlags Kadmos Berlin

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