31.01.2024

Jubilieren im JanuarUnser Newsletter im Januar

Nach einem anstrengenden, aber überaus beglückenden Weihnachtsgeschäft (wie viele Adventsmärkte kann ein kleines Verlagsteam wohl an einem Wochenende wuppen, was glauben Sie?) heißen wir Sie mit diesem Newsletter herzlich im neuen Kadmos-Jahr willkommen. Es stehen tolle Projekte an, unter anderem sind wir hochmotiviert, in den nächsten Monaten gleich zwei neue Ausstellungskataloge mit den Staatlichen Museen Berlin umzusetzen (Multitasking à la Der Krake von Uwe Lindemann ist angesagt).
Außerdem steht uns ein ganz besonderes Jub(e)läum ins Haus: Kadmos’ koole Postkartenkalender werden 2024 zehn Jahre alt! Angefangen hat alles mit der Arbeit an dem Klassiker Putzen ist nichts für Feiglinge (2015), damals noch ein kleines Kalender-Baby, das viele Menschen zum Lachen gebracht hat. Nach einer preisgespickten Erfolgsdekade voll Kreativität und geistreichem Ulk sind wir noch immer nicht müde, Postkarten- und Kalenderfans aus (fast) aller Welt glücklich zu machen. Es bleibt eselig, flauschig und natürlich immer: kool. Seien Sie also dieses Jahr besonders gespannt auf kalendarische Evergreens, Wiederkehrer und ausgefuchste (!) Neuzugänge.

Beginnen wir mit unseren Novitäten zum Jahresanfang: In Kürze wird das Buch über Maschinenphilologie von Moritz Hiller lieferbar sein. Maschinenphilologie – das heißt: Fahndung nach dem Subjekt der Philologie. Digitale Medien, die nicht nur Gegenstand sind, sondern in Literaturarchiven, Textkritiken und Digital Humanities zum methodischen Werkzeug von Philologie avancieren, nötigen zur Frage, wie eine bestimmte Maschinengattung die Prämissen, Praktiken und Institutionen dieses seit 1800 humanistisch geprägten Wissenschaftsfeldes affiziert. Und damit auch seinen unbezweifelten Subjektbegriff: Denn wo nicht mehr nur oder primär der Mensch, sondern auch sein maschinelles Anderes schreibt, liest, archiviert und ediert, ist die Logosliebe, mit N. Katherine Hayles zu sprechen, längst posthumanistisch geworden. Grund genug, dieses amikale Beziehungsgeflecht von Menschen und Medien noch einmal jenseits aller Humanexzeptionalismen zu denken: Philologie am heutigen Tag ist immer auch Maschinenphilologie.

Zudem demnächst das alles andere als langweilige Buch von Anne Gräfe erschienen: Langeweile aushalten. Kontingenzerfahrung in der Gegenwartskunst. Spricht man über das Verhältnis von Publikumserwartung und Kunstwerk, berührt man immer wieder auch die Frage nach dem gesellschaftlichen Stand der Kunst. Mit welchen Erwartungen ist die Kunst seitens der Ausstellenden, der Betrachtenden, der Schaffenden selbst und der Gesellschaft im Ganzen konfrontiert? Soll Kunst unterhalten, kritisieren, die Welt erklären, das Subjekt sich selbst verstehen lassen? Wird Kunst als kollektives, kommunikatives und identitätsstiftendes Moment verstanden? Oder ist Kunst gar nur eine abgehobene Spielwiese und Distinktionsmerkmal der Reichen? Nicht zuletzt mit Theodor W. Adorno stellt die Kunst eine »gesellschaftliche Antithesis zur Gesellschaft« dar: Und das bedeutet, dass sich die Kunst sowohl aus der Gesellschaft zu ergeben, ihr dabei aber auch zu widersprechen habe. Die in diesem Buch besprochene, gegenwartspezifisch ästhetische Langeweile ermöglicht eine radikale Kontingenzerfahrung in der Gegenwartskunst.

Empfohlen sei auch der Debütroman Zwei deutsche Leben des Literatur- und Kulturwissenschaftlers Ottmar Ette. Wer sich näher mit seiner Arbeit an diesem spannenden Projekt beschäftigen und sozusagen hinter die Kulissen des Buches schauen möchte, höre sich unbedingt mal Patricia A. Gwozdz’ Podcast Virale Wissenschaft an. Mit ihr hat Ottmar Ette ausführlich über u.a. den Übergang vom akademischen zum literarischen Schreiben, das »Dahinschwinden der Fußnoten« und die sinnliche Erfahrbarmachung von Tropismen der Macht gesprochen. Hörbar auf Spotify und hier bei Apple Podcasts.
Schöne Besprechungen hat es zum Jahresende zu Käthe Leipolds Graphic Novel Die vergessene Hälfte gegeben. Die Gesellschaft für Comicforschung listet sie in ihren Leseempfehlungen zum Jahresende und die Psychologie Heute schreibt: »In detaillierten Zeichnungen gibt Leipold gerade jenen Leben um prominente Biografien Raum, die selten erzählt oder nie gelebt worden sind (...). Pointiert kommentiert es die Autorin, wenn in historischen Quellen Stilisierungen auffallen: die Gattin zwar als ›Resonanzboden‹, aber nicht als Partnerin auf Augenhöhe des männlichen Genius gelten darf.« HIER geht’s direkt zum Blick ins Buch auf unserer Website.

Wir wünschen Ihnen einen guten Jahresstart und dass 2024 für Sie viele guten Lektüren bereithält.

Herzliche Grüße
Ihr Wolfram Burckhardt
und das Team des Kulturverlags Kadmos Berlin

schließen

Diese Website verwendet Cookies, um bestmöglichen Service zu bieten.
Nähere Informationen finden Sie auf den Seiten Datenschutz und Impressum.