Manchmal gehen einem die Dinge ganz leicht von der Hand, und im Juni war das bei uns im Verlag besonders der Fall. Ein wunderbares Berliner Bücherfest hier, einige fröhliche Designmärkte dort, dann eine Ausstellungseröffnung, zwei Lesungen, Treffen mit mehreren Autor:innen, zwischendurch ist wie von Zauberhand eine Handvoll Bücher erschienen (huch!?) und wir haben uns mal eben zu den Einkaufstagen in Bremen gebeamt, um unsere Kontakte in der schönen Hansestadt zu treffen. Bestellungen in unserem Webshop erledigten wir im Schlaf; Lizenzverträge, Verlagspreisbewerbungen oder die Steuererklärung: dauerte alles max. 2-3 Minuten. Bei plötzlich so viel freier Zeit war das neue Buch von Anne Gräfe Programm: Langeweile aushalten (mehr dazu unten). Fast hätten wir schon angefangen, unsere Stifte nach ihrer Größe zu sortieren und Pfand wegzubringen. Doch dann, nach wochenlangem, trägem Aktualisieren des Maileingangs (»Will denn niemand was von uns?«) erschallte endlich das verheißungsvolle Hupen unten im Hof: Die letzten Formate unserer neuen Kollektion Kadmos’ koole Postkartenkalender sind da! Juchuu! Jetzt kann die Party starten, es gibt viel zu tun: Denn dieses Jahr ist ein ganz besonderes, und die Esel, Hörnchen, Alpakas und Co. stehen bereit, um sich 2024 so richtig feiern zu lassen!
Was also dabei herauskommt, wenn wir gerade mal nicht schläfrig auf Instagram rumklicken oder aus Mangel an Aufgaben den x-ten Topfuntersetzer häkeln, sehen Sie hier: https://www.kulturverlag-kadmos.de/kalender. Wieder mal sind all unsere Kreativität, Liebe zum Detail und Hirnschmalz in diese kleine, feine Kalenderkollektion eingeflossen. Klassiker wie SIGNS, Street ’N’ Art, Der (un)literarische Eselkalender und Statis-Tick (Hilft auch gegen Künstliche Intelligenz!) werden dieses Jahr von zwei absoluten Newcomer-Stars flankiert: dem famosen Fuchskalender und KUHL (in perfect Ochsford English). Natürlich sind auch die (ewigen) (un)poetischen Eulen und Der erotische Alpakakalender (in der Ewigen Liebe Limited Edition) nach wie vor mit von der Partie, und auch die allseits beliebten heroischen Hörnchen konnten mit all ihrer Putzigkeit wieder einen Platz im Team sichern. Dieses Jahr feiern wir 10 Jahre Kadmos’ koole Postkartenkalender, denn 2014 entstand die Idee für den Erstling Putzen ist nichts für Feiglinge. Unser Kalendermaskottchen, der Schopfmakake, welcher einst den Selfies-Kalender zierte, verbreitet nun als Geburtstagsgast auf Postern und Stickern gute Laune (s. Anhang) – wir freuen uns auf eine feierliche Kalendersaison! Zu deren Start bieten wir Ihnen direkt eine kleine Jubiläumsaktion an: Mit dem Gutschein-Code »SCHOPFAFFE« bekommen Sie in unserem Webshop bis zum 31. Juli 10% Rabatt auf Ihren ersten Kalender.
Und nun zum eingangs angeteaserten Band von Anne Gräfe: Langeweile aushalten. Kontingenzerfahrung in der Gegenwartskunst ist ab sofort lieferbar. Spricht man über das Verhältnis von Publikumserwartung und Kunstwerk, zumal vor der Folie eines Wandels in der Zeit, berührt man immer wieder auch die Frage nach dem gesellschaftlichen Stand der Kunst. Mit welchen Erwartungen ist die Kunst seitens der Ausstellenden, der Betrachtenden, der Schaffenden selbst und der Gesellschaft im Ganzen konfrontiert? Soll Kunst unterhalten, kritisieren, die Welt erklären, das Subjekt sich selbst verstehen lassen? Wird Kunst als kollektives, kommunikatives und identitätsstiftendes Moment verstanden? Oder ist Kunst gar nur eine abgehobene Spielwiese und Distinktionsmerkmal der Reichen? Nicht zuletzt mit Theodor W. Adorno stellt die Kunst eine »gesellschaftliche Antithesis zur Gesellschaft« dar: Und das bedeutet, dass sich die Kunst sowohl aus der Gesellschaft zu ergeben, ihr dabei aber auch zu widersprechen habe. Die in diesem Buch besprochene, gegenwartspezifisch ästhetische Langeweile ermöglicht eine radikale Kontingenzerfahrung in der Gegenwartskunst.
Im Juni ist außerdem der Band Das Naturschöne in Beispielen. Zur Genealogie eines Problems der Ästhetik von Michael Niehaus, Jessica Güsken, Peter Risthaus und Christian Lück erschienen. Von Schönheiten der Natur ist allenthalben die Rede: Sonnenuntergänge, die Rose am Wegesrand, eine singende Nachtigall vielleicht, pittoreske Landschaften wie die Toskana sind schön. Also muss es doch das Naturschöne geben, das Schöne von Natur aus! Wenn die Ästhetik die Lehre oder Theorie vom Schönen sein soll, muss sie über die Beschaffenheit eben dieses Naturschönen Auskunft geben können. Tatsächlich hat sich aber die Ästhetik als Disziplin von Anfang an – also seit sie Mitte des 18. Jahrhunderts aus der Taufe gehoben wurde – schwer mit dem Naturschönen getan. Während sie ihre begrifflichen Gebäude zum Kunstschönen errichtete, hat sie gleichsam vergessen oder verdrängt, bestenfalls dialektisch negiert, dass sich das Kunstschöne der Unterscheidung vom Naturschönen verdankt. Das Naturschöne aber lässt sich letztlich in keine Systematik bringen, und es kommt überhaupt den Systemen der Ästhetik immer wieder in die Quere, kurzum es ist ein Problembegriff. Jedes Problem hat seine Genealogie. Dieses Buch möchte sich dem Naturschönen sozusagen von der Seite oder vom Rand aus nähern.
Zu guter Letzt noch der Hinweis, dass der Sammelband Gendern – auf Teufel*in komm raus? von Ewa Trutkowski und André Meinunger (Hg.) ab sofort als E-Book erhältlich ist. »Wieder ein Band zur endlosen Genderdebatte« werden manche denken… Und es stimmt auch! Hier wird jedoch nicht für eine bestimmte Sichtweise auf das sprachliche Gendern argumentiert. Stattdessen präsentieren Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen neue, nicht nur linguistische Argumente. Ob pro, contra oder Kompromiss: Dieser Band will weder »auf Teufel*in komm raus« entzweien noch harmonisieren, sondern die Debatte um weitere – theoretische und praktische – Perspektiven bereichern und erhellen.
In den kommenden Wochen und Monaten stehen uns nun feierliche Zeiten ins Haus, und wir hoffen, dass auch Sie, liebe Abonnent:innen unseres Newsletters, sich auf einen festlich-ausgelassenen, sonnigen und fröhlichen Sommer freuen.
Herzliche Grüße
Ihr Wolfram Burckhardt
und das Team des Kulturverlags Kadmos Berlin