»Die Bedeutung von Marc Sagnols Buch ist eine zweifache: Auf der einen Seite zeichnet es auf luzide Weise den Zusammenhang zwischen Benjamins Theorie des Barockdramas und der Geschichtsphilosophie nach, die seinen frühen Schriften bis hin zur Studie über ›Goethes Wahlverwandtschaften‹ (1921) zugrunde liegt. Sagnol rekonstruiert das intellektuelle Klima im Deutschland der ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts und insbesondere der geschichtsphilosophischen Debatte der Zeit, die von Namen wie Dilthey, Simmel und Heidegger geprägt war. Auf der anderen Seite analysiert Sagnol scharfsinnig die Bedeutung der beiden gegensätzlichen Begriffe Tragödie und Trauerspiel im Benjamin’schen Werk. Der griechischen Tragödie stellte Benjamin das barocke Trauerspiel gegenüber, das die pessimistische Sicht einer Welt in Szene setzt, die von der göttlichen Gnade verlassen ist und deren Akteure der Untätigkeit, höfischen Intrigen und letztlich einer unermesslichen Melancholie überantwortet sind. Eine Weltsicht, so sei angemerkt, die gleichermaßen von der Gegenreformation wie vom deutschen Protestantismus inspiriert ist.«
Aus dem Vorwort von Stéphane Mosès.