Ein überaus ambitioniertes Projekt: Markus Heidingsfelder versucht in »System Pop« nichts Geringeres, als das Unschärfephänomen Pop, dem bei der Beschreibung der modernen Gesellschaft kaum ausgewichen werden kann, theoretisch und im wesentlichen: systemtheoretisch zu rekonstruieren. Das Ambitionierte liegt darin, dass einerseits Pop eine kaum entwirrbare Gemengelage von Musik- und Körperstrategien, von Subkulturen und Kommerz, von Selbst- und Fremdbeschreibungen darstellt, die zu ordnen allein schon ein Gewinn wäre; dass aber andererseits dieses Ordnen unter Zuhilfenahme außerordentlich abstrakter Theoriemittel geschieht, die gewöhnlich mit der Bielefelder Schule der Systemtheorie verknüpft und unter dem Firmentitel Niklas Luhmann verbucht werden. Das Buch führt dabei ebenso deutlich vor Augen, dass der Autor nicht vom grünen Tisch her argumentiert, sondern mit dem Bereich, über den er spricht, ungewöhnlich vertraut ist. Heidingsfelder operiert trotz der Abstraktion der zentralen Figuren als Insider der Domäne. Das Ergebnis ist ein erfahrungsgesättigtes und gleichwohl theoretisch tiefenscharf kontrolliertes Werk – ein Buch, dessen kreativer Umgang sowohl mit dem Gegenstand als auch mit der Theorie den Innovationsleistungen, die man gewöhnlich von wissenschaftlichen Arbeiten erwartet, in vollem Umfang gerecht wird.
Peter Fuchs
Buch Taschenbuch, broschiert
Kaleidogramme, Band 71
Februar 2012
560 Seiten
15 x 23 cm
ISBN 978-3-86599-130-0 9783865991300
Buch
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