Im Jahr 1832, auf dem Höhepunkt der europäischen Cholera-Epedemie, macht Semën Karsakov, Erfinder, Statistiker im russischen Polizeiministerium und erster russischer Homöopath, den Vorschlag zur Entwicklung einer Maschine, auf deren Grundlage die Homöopathie – wie man heute weiß – zu bahnbrechenden Resultaten bei der Zusammenstellung von Medikamenten gelangt wäre. Beim Bau dieser Maschine ging es Karsakov jedoch nicht primär um die automatengestützte Auffindung des richtigen Heilungspräparats, sondern um die Konstruktion einer Maschine, die verschiedene Begriffe aus dem ›unübersichtlichen‹’ Wissensvorrat kombinieren kann – um eine Suchmaschine. »Das komplett materielle Gedächtnis meiner Maschine kann sich nicht täuschen, denn es ist das unfehlbare Resultat physikalischer Eigenschaften der Materie«, schreibt der Erfinder an die Kommissionen der Akademien in St. Petersburg und Paris, die dem Projekt indes keine Aufmerksamkeit schenkten.
Der Band stellt die bislang unbekannte Erfindung Karsakovs vor und kommentiert sie aus medienarchäologischer und medizinhistorischer Sicht. Neben Dokumenten wie der erstmaligen deutschen Übersetzung von Karsakovs Entwurf und unveröffentlichten Aufzeichnungen wird die Rekonstruktion der Karsakovschen Maschine vorgestellt, wie sie im Berliner Seminar für Medientheorien erbaut und auf ungewöhnliche Weise zum Einsatz gebracht wurde.
Buch gebunden
Berliner PROGRAMM einer Medienwissenschaft, Band 3
Januar 2008
184 Seiten
13 Abbildungen
12 x 19 cm
ISBN 978-3-86599-011-2 9783865990112
Buch
19,90 €
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