Der Sammelband geht von zwei gegenläufigen Beobachtungen aus: Auf der einen Seite steht die aktuelle Konjunktur des Begriffs »Poetik«, in heterogenen Verwendungskontexten wie Poetiken des Wissens, des Raums, des Tanzes, des Nichtstuns oder der Macht. Auf der anderen Seite steht seine unklare Bedeutung für im engeren Sinne literaturwissenschaftliche Arbeit, die seit Jahrzehnten erhebliche Anleihen bei soziologischen, psychologischen, kultur- und medientheoretischen Modellen aufnimmt. Was also ist Poetik und wie verhält sie sich zum poetischen Text? Was sind ihre methodischen Grundlagen und philosophischen Voraussetzungen? Worin liegt ihr Erklärungspotential für Gesellschaftsbereiche, in deren Selbstverständnis Poetizität gerade keine dominante Rolle spielt? In welchem Verhältnis steht sie zu Ästhetik, Hermeneutik und Philologie? Die hier versammelten Versuche, diese Fragen zu beantworten, führen immer wieder auf historische Narrative der Poetik zurück, zu Aristoteles, in die Frühromantik und zur strukturalistischen Poetik Roman Jakobsons. Sie führen aber auch zu Möglichkeiten, Poetik neu zu bestimmen als eigenständigen methodischen Kern der Literaturwissenschaft.
PoetikHistorische Narrative und aktuelle Positionen
Mit Beiträgen von Rüdiger Campe, Anselm Haverkamp, Martin von Koppenfels, Renate Lachmann, Jutta Müller-Tamm, Sandra Richter, Monika Schmitz-Emans, Ralf Simon, Joseph Vogl.