Friedrich Theodor Vischer (1807-1887), einer der bekannten Literaturhistoriker und Literaturästhetiker im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts, hat neben wichtigen Arbeiten über den Begriff des Symbols über »Das Erhabene und Komische oder über Ästhetik« in der Nachfolge Hegels ein umfangreiches literarisches und publizistisches Werk verfasst. Er gehörte seinerzeit zu den wichtigsten kritischen Stimmen des literarischen Lebens und zeigt in seinem Œuvre das für die Mitte des 19. Jahrhunderts typische Ineinander von publizistischer Verve, patriotischer Gesinnung und bürgerlichem Habitus. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, die die publizistische Öffentlichkeit ebenso ins Zentrum ihres Interesses rückt wie die ästhetischen Phantasmen der Zeit, kann an Vischer und seinem intellektuellen Umfeld nicht vorbei, mehr noch: In dieser Hinsicht sind Vischers publizistische Interventionen wichtiger als seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen im engeren Sinn. Die Neuausgabe der Arbeit »Mode und Cynismus. Beiträge zur Kenntniß unserer Culturformen und Sittenbegriffe« aus dem Jahr 1878 erlaubt nicht nur einen faszinierenden Blick auf die Gedankenwelt des Publizisten Vischer, die durchaus paradigmatisch für große Teile der intellektuellen Elite nach 1848 ist, sie gestattet auch, wichtige kulturkritische Dispositionen des Diskurses über die Mode zur Kenntnis zu nehmen, Dispositionen mithin, die ihre Wirkung nachweislich bis in Georg Simmels »Philosophie der Mode« und Walter Benjamins »Passagen-Werk« entfalteten.
Buch gebunden
September 2006
200 Seiten
12 x 19 cm
Übersetzung: Neuauflage herausgegeben von Michael Neumann
ISBN 978-3-931659-84-4 9783931659844
Buch
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