Anne Gräfe

Langeweile aushaltenKontingenzerfahrung in der Gegenwartskunst

Spricht man über das Verhältnis von Publikumserwartung und Kunstwerk, zumal vor der Folie eines Wandels in der Zeit, berührt man immer wieder auch die Frage nach dem gesellschaftlichen Stand der Kunst. Mit welchen Erwartungen ist die Kunst seitens der Ausstellenden, der Betrachtenden, der Schaffenden selbst und der Gesellschaft im Ganzen konfrontiert? Soll Kunst unterhalten, kritisieren, die Welt erklären, das Subjekt sich selbst verstehen lassen? Wird Kunst als kollektives, kommunikatives und identitätsstiftendes Moment verstanden? Oder ist Kunst gar nur eine abgehobene Spielwiese und Distinktionsmerkmal der Reichen? Nicht zuletzt mit Theodor W. Adorno stellt die Kunst eine »gesellschaftliche Antithesis zur Gesellschaft« dar: Und das bedeutet, dass sich die Kunst sowohl aus der Gesellschaft zu ergeben, ihr dabei aber auch zu widersprechen habe. Die in diesem Buch besprochene, gegenwartspezifisch ästhetische Langeweile er­möglicht eine radikale Kontingenzerfahrung in der Gegenwartskunst. Radikal ist diese Erfahrung aufgrund des widerspenstigen, weil in sich gegenwendigen Charakters der Kunst: Hier zeigt sich, dass, wo eine andere Geschichte geschrieben, eine andere Ordnung imaginiert werden kann, auch eine andere Gegenwart und Zukunft möglich sind.

»Anne Gräfe beschäftigt sich in ihrem Buch mit einem für die Kulturwissenschaften im Allgemeinen und die Kunsttheorie im Besonderen ungewöhnlichen und bislang nur spärlich erforschten Thema: mit der Frage, inwiefern das Spiel mit der ›Langeweile‹ der Rezipierenden eine Form ist, welche nicht wenige zeitgenössische Kunstwerke charakterisiert. Interessanterweise wird dabei das ›Aushalten der Langeweile‹ zum ›Agens und Movens dieser Dialektik der ästhetischen Langeweile‹: dem Unangenehmen entzieht man sich hier nicht, sondern hält es aus – um im Durchlaufen durch die Langeweile möglicherweise nichtlangweilige Sensibilisierungen, Irritationen und Reflexionen erleben zu können.« (Andreas Reckwitz)

»Gräfe legt hier eine wichtige Untersuchung vor, die zu weiterer, möglicherweise systematischerer Forschung anregt.«

Jürgen Riethmüller, MEDIENwissenschaft

Buch Taschenbuch, broschiert

Kaleidogramme, Band 203

Juni 2024

226 Seiten

15 x 23 cm

ISBN 978-3-86599-542-1

Leseprobe

Buch
29,80 € inkl. MwSt.zzgl. Versandkosten

Anne Gräfe

Dr. phil. Anne Gräfe ist seit 2022 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Medienkultur und Medienphilosophie an der Leuphana Universität in Lüneburg. Zuvor arbeitete sie an der Akademie der Bildenden Künste München an der Professur für Philosophie und Ästhetische Theorie, an der ...

schließen

Diese Website verwendet Cookies, um bestmöglichen Service zu bieten.
Nähere Informationen finden Sie auf den Seiten Datenschutz und Impressum.