Jede Befassung mit ›Kunst‹ – sei sie produzierend, rezipierend oder affizierend – kommt an Kunsterfahrung nicht vorbei. In ihr sind die konstitutiven Entscheidungen bereits getroffen, ob das Wahrgenommene ein Gefühl, ein Geräusch oder ein Eindruck bleibt, oder ob wir es als ›Kunst‹ begreifen. Kunst ›existiert‹ nicht außerhalb eines Beobachters, sondern ist imaginierte Realität eines Beobachters. Eine solche Argumentation zwingt zu einem radikalen Beobachterstandpunkt für jedwede Kunsterfahrung, die nicht mehr traditionsgeflissentlich ergründet: »Was ist Kunst?«, sondern: »Wie ist Kunst möglich?«. Damit ist ein fundamentaler Perspektivenwechsel gezeitigt vom Werk zum Beobachter, indem man nach den Bedingungen von Kunst fragt: Wie Kunst zur Kunst wird, und was Kunst für die Gesellschaft leistet. In dieser Lesart offenbart sich Kunst mit einer zentralen Funktion in der Gesellschaft. Sie überwindet das unüberbrückbar erscheinende Verhältnis von Wahrnehmung und Kommunikation. Kunst aber »macht Wahrnehmung für Kommunikation verfügbar« (Niklas Luhmann). Dies vermag Kunst, indem sie in der Lage ist, Wahrnehmbares zu inszenieren, mithin dem Beobachter Anlässe für Wahrnehmung anzubieten. Die Autorinnen und Autoren greifen diese Problemstellung offensiv auf und diskutieren sie kritisch unter epistemologischen, differenztheoretischen, ästhetischen sowie diskurshistorischen Aspekten.
Kunstkommunikation: »Wie ist Kunst möglich?«Beiträge zu einer systemischen Medien- und Kunstwissenschaft
Mit Beiträgen von Oliver Baron, Angelika Böck, Gernot Böhme, Remigius Bunia, Alberto Cevolini, Malda Denana, Julien Dolenc, Karin Dörre, Michael Dürfeld, Christian Filk, Christiane Heibach, Bernhard Langer, Harry Lehmann, Peter Mahr, Thomas Morsch, Norbert M. Schmitz, Silke C. Schuck, Anja Schürmann, Holger Simon und Carsten Zorn.