Kriegsberichterstattung wandelt sich: im komplexen Verhältnis zu Entwicklungen in der Militärtechnik, spezifischen Ausformungen eines jeweiligen Krieges und den Bedingungen, die sich daraus für den Journalismus ergeben. Jeder Krieg sah und sieht anders aus – und das, obwohl doch Darstellungen, die in und zu kriegerischen Kontexten entstehen, durchweg auf dasselbe abzielen: Per detailgetreuer Malerei, fotografischer Augenzeugenschaft oder mittels Live-Video gilt es, dem zeitgenössischen Publikum jene Glaubwürdigkeit zu demonstrieren, welche die Bilder ›echt‹ und den Krieg notwendig erscheinen lässt.
Zwar tritt der »Embedded Journalist« in seiner Funktion erstmals im Irakkrieg 2003 derart explizit vor die Kameras, doch ist das Phänomen eines Vermittlers vom Ort des Geschehens aus, alles andere als neu. Mit ihrer Präsenz am Kriegsschauplatz stehen Berichterstattende schon seit jeher für das ein, was sie abbilden. Doch bedeutet diese jüngste, von zeitlicher, räumlicher und emotionaler Unmittelbarkeit geprägte Ausformung des Kriegsberichts ein Extrem. Ein zunehmend flüchtiger Gestus, wie er von professionellen, in militärische Strukturen eingebundenen Journalisten vorgeführt wird, zeigt sich unterdessen auch in der Berichterstattung jener zahlreichen Amateure, die ihre Kameras allgegenwärtig gebrauchen und dieses Bildmaterial kaum verzögert über das Internet verbreiten. Strikt zwischen professioneller und amateurhafter Darstellung zu unterscheiden ist kaum möglich, zumal deren Stilmittel und Medien dieselben sind. Das ist ebenso charakteristisch wie verhängnisvoll für die Handhabung von Fotografie und Video und bedingt im gleichen Augenblick die Crux und die Chance einer eingebetteten Berichterstattung.
Buch Klappenbroschur
Kaleidogramme, Band 83
November 2013
456 Seiten
36 Abbildungen (teilweise farbig)
15 x 23 cm
ISBN 978-3-86599-159-1 9783865991591
Buch
29,80 €
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