Wie, in welchen Formen, mit welchen Begriffen, entfaltet sich ein Denken, das aus einer Geste des Schreibens resultiert? Oder auch: Wie verhalten sich Denken und Sprechen zueinander? Im Nachgang dieser Fragen eröffnet sich in den frühen Schriften Michel Foucaults ein weitverzweigtes Geflecht von spezifischen Motiven, Metaphern und syntaktischen Strukturen, welches seinen Überlegungen zu Literatur und Sprache einen singulären Status verleiht. Die »Diskurstheorie« beerbt ein disparates Sprachdenken, dessen steter Bezugspunkt Foucaults Formel eines »Seins der Sprache« ist. Weniger Grundlage einer stabilen Ontologie als ironische Verkehrung jedweden poetologischen Formalisierungsanspruchs verweist dieser schillernde Term auf ein der Sprache eigenes Moment des Fiktiven, welches die gewohnten Ordnungen der Repräsentation übersteigt, um sie auf ihr Ungedachtes hin zu öffnen.
Die vorliegende Studie hinterfragt Foucaults frühe Schriften auf ihren sprachontologischen, epistemologischen und historiographischen Gehalt. Dabei zeichnet sie das Porträt eines noch weitgehend unbekannten Foucault, der auf der Suche nach der eigenen Stimme auf unerwartete Weise mit Begriffen und Stilen experimentiert.