Vor dem Hintergrund aktueller biomedizinischer Entwicklungen und biotechnologischer Eingriffsmöglichkeiten stellen sich die altbekannten Fragen nach der ›Natur‹ des Menschen, seiner Mach- oder Herstellbarkeit und den technischen sowie ethischen Grenzen eines solchen engineering mit neuer Schärfe. Imaginationen und Reflexionen dieser Prozesse finden in einer Vielzahl unterschiedlicher Diskurse und Medien statt. Ein verbindendes Moment ist dabei die Tatsache, dass nicht nur die Vorstellung zukünftiger Möglichkeiten, sondern auch die Etablierung gegenwärtigen Wissens auf Erzählstrategien und rhetorische Muster angewiesen ist. Das heißt, narrative Elemente werden ebenso in populärer Berichterstattung, Belletristik und Hollywoodfilm wie auch im Kontext natur- und biowissenschaftlicher Forschung verwendet, wo sie für den Erkenntnisprozess von grundlegender Bedeutung sind. Der Band fragt, auf welche Wissensformationen dieses Erzählen zurückgreift und welche spezifischen narrativen Strategien in Biomedizin, Kultur und Literatur verwendet werden, um Vorstellungen des Menschen festzuschreiben, umzuschreiben oder neu zu entwerfen.
In exemplarischen Einzelanalysen setzen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Biologie, Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, Technikanthropologie, Soziologie, Literaturwissenschaft und Kulturwissenschaft mit dem engineering life in Biomedizin und ›populärer‹ Kultur vor allem seit dem 19. Jahrhundert auseinander. Zur Sprache kommen u.a. biowissenschaftliche und literarische Narrationen im Kontext von Gewebezucht, Immunologie und reproduktivem Klonen, Anthropotechniken in Science Fiction-Literatur und -Film, Strategien der Wissensvermittlung in der Ausstellungsform Science Center und das Verhältnis von Poetik und Wissenschaft in Literatur und Film. Damit antwortet der Band auf aktuelle Debatten in Wissenschaftsgeschichte, Bioethik und Kulturwissenschaften und macht narratologische Perspektiven für die Analyse des spezifischen Feldes der Biomedizin fruchtbar.
Engineering LifeNarrationen vom Menschen in Biomedizin, Kultur und Literatur
Mit Beiträgen von Jörn Ahrens, Silke Bellanger, Claudia Breger, Christina Brandt, Mariacarla Gadebusch Bondio, Irmela Krüger-Fürhoff, Hannah Landecker, Tanja Nusser, Kerstin Palm, Johannes Türk und Ulrike Vedder.