Das Übersetzen war immer mehr als nur eine literarische Praxis. In den romantischen Theorien galt Sprache als Ausdruck einer Nationalkultur; die Übersetzung zog daher die genaue Grenze zwischen der eigenen und der fremden Identität und sollte zur Bildung der Nation beitragen. In den Theorien des 20. Jahrhunderts, aber auch durch die Psychoanalyse, wurden Prozesse der Übersetzung gegenüber diesem »Originalkomplex« aufgewertet. Heutige Kulturtheorien haben den Fokus erneut verschoben: von der Abgrenzung auf den Austausch, vom Konflikt auf die Kommunikation zwischen den Kulturen. Mit der Metapher »kulturelle Übersetzung« werden jetzt Theorien der sprachlichen Übersetzung auf kulturelle und politische Prozesse umgemünzt und zum Medium nationaler, europäischer oder globaler Identitätsbildung erklärt. Boris Buden verfolgt diesen Wandel mit kritischem Blick: Die politische Vereinnahmung des kulturellen Austauschs erzeugt einen Schacht von Babel – und eben kein Fundament, das die Vielfalt der Sprachen und Kulturen auflösen könnte.
Buch Taschenbuch, broschiert
Oktober 2004
224 Seiten
15 x 23 cm
ISBN 978-3-931659-72-1 9783931659721
Buch
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