In den neunziger Jahren hat sich rund um Popmusikformen wie House Music und Techno eine eigenständige Kultur entwickelt: die Kultur des Tracks. Anders als andere klassische Subkulturen ist diese jedoch keine Gegenkultur; weder geht sie aus der Negation der Werte einer hegemonialen Kultur hervor, noch ist sie auf die Etablierung einer alternativen Objektwelt gerichtet. Ihr Wesen besteht darin, produktiv mit dem fundamentalsten Zug der Gegenwartskultur umzugehen – der prinzipiellen Unverbundenheit des Individuums mit Wissensgegenständen und Werten von kollektiver Gültigkeit.
Während die spätmoderne Gesellschaft diese Kluft zugleich leugnet und von ihren Effekten tief erschüttert ist, gestaltet und nutzt die Kultur des Tracks sie für Bewegungen der Subjektivität zwischen flüchtigen narzisstischen Identifikationen und Sich-Verlieren. Mit dem Mittel der sie kennzeichnenden ungeheuren künstlerischen Kreativität produziert sie darüber hinaus eine spezifische Form verbindlichen Wissens.
Auf den Konzeptionen der strukturalen Psychoanalyse Jacques Lacans’ aufbauend, gelingt dem Autor in einer vielschichtigen und lebendig ausgeführten Darstellung der Tiefenstrukturen dieser Kultur auch der Beleg des hohen Erklärungswerts eines kulturgeschichtlich reflektierten ethnologischen Kulturbegriffs.
Konkrete Untersuchungsgegenstände bilden u.a. die Figur Christian Krachts in »Tristesse Royale«, Interviews mit Hans Nieswandt über SPEX und Whirlpool Productions, Beobachtungen an der Praxis des Heidelberger Musikers David Moufang, die Musik Larry Heards, David Toops Begriff von Ambient und der Stil der Musikbesprechungen in der Zeitschrift De:Bug.
Buch Taschenbuch, broschiert
Kaleidogramme, Band 39
Mai 2008
166 Seiten
15 x 23 cm
ISBN 978-3-86599-049-5 9783865990495
Buch
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